Eine islamische Perspektive auf die COVID-Pandemie

Mit Beginn der Pandemie kam die Frage auf, ob das Coronavirus im Labor gezüchtet worden ist. Dieses Argument höre ich immer wieder, vor allem von meinen muslimischen Geschwistern.

Zunächst wird infektiologisch angenommen, dass es von einer Übertragung des Virus vom Tier zum Menschen gekommen ist. Das ist in der Infektiologie nichts Neues. Dies war bereits beim SARS 2002 und MERS 2012 der Fall. Auch beim HI-Virus, der immer noch weltweit verbreitet ist, liegt der Ursprung beim Schimpansen. Einige Mikroben scheinen für (Wild-)Tiere unproblematisch zu sein, können aber beim Menschen Krankheiten auslösen. Der Verzehr von Fleisch von Raubtieren, Raubvögeln, Papageien, Pfauen, Affen, Mäusen oder Eseln ist vielleicht nicht umsonst islamisch gesehen verboten (1).

Selbst wenn dieses Virus gezüchtet sein sollte, was ich persönlich nicht glaube, ist es letztendlich Allah (t), Der dieses zugelassen hat. Nichts geschieht ohne Seinen Willen auf dieser Welt. Er sagt selbst im Quran: „Und wenn Er eine Angelegenheit bestimmt, so sagt Er zu ihr nur: ‘Sei!’ und es ist“ (2:117).

Den Moment, in dem die Kaaba leer stand, haben wir alle über die Medien mitbekommen. Meiner Meinung nach ist das ein deutliches Zeichen von Allah an die gesamte Menschheit. Die Kabaa stand seit ihrer Existenz fast nie leer und wird normalerweise rund um die Uhr von Gläubigen der Welt umkreist. Welche Kraft kann das erbringen außer Er Selbst? Allah antwortet an verschiedenen Stellen im Quran deutlich:

„Wir haben die Zeichen klargemacht für Leute, die überzeugt sind.“ (2:118)

„So macht Allah euch die Zeichen klar, auf dass ihr nachdenken möget.“ (2:219)

„So macht Allah den Menschen Seine Zeichen klar, auf dass sie gottesfürchtig werden mögen.“ (2:187)

Und für die Personen, die glauben, dass irgendwer im Labor das Virus entwickelt hat, gibt es eine Aya, die aus meiner Sicht auch schon alles beantwortet:  “Und macht euch nicht über Allahs Zeichen lustig. Und gedenkt Allahs Gunst an euch und dessen, was Er von dem Buch und an Weisheit auf euch herabgesandt hat, um euch damit zu ermahnen. Und fürchtet Allah und wisst, dass Allah über alles Bescheid weiß.” (2:231)

Wer sich mit den Geschichten aus dem Quran beschäftigt hat, weiß, dass Allah Zeichen schickt, damit die Menschen nachdenken, daraus lernen und gottesfürchtiger sein sollen. Stattdessen sehe ich, dass unsere muslimischen Geschwister auf vermeintlich „islamischen“ Seiten irgendwelche Verschwörungsmythen entwickeln, anstatt sich ernsthaft islamisch gesehen mit diesem Thema zu beschäftigen.

„Die (wahren) Gläubigen sind ja diejenigen, deren Herzen sich vor Ehrfurcht regen, wenn Allahs gedacht wird, und die, wenn ihnen Seine Zeichen verlesen werden, es ihren Glauben mehrt, und die sich auf ihren Herrn verlassen.“ (8:2)

Allah lehrt uns, dass wir uns auf Ihn verlassen sollen, wenn Zeichen kommen und Ihm Vertrauen! Insbesondere, wenn man letztendlich selbst von der COVID-19 Infektion betroffen ist, sagt Er: „Uns wird nur das treffen, was Allah für uns bestimmt hat. Er ist unser Schutzherr. Auf Allah sollen sich die Gläubigen verlassen.“ (9:51)

Allah sagt auch im Quran: “Also gewiss, mit der Erschwernis kommt die Erleichterung. Gewiss, mit der Erschwernis kommt die Erleichterung” (94:5-6). Und ich glaube persönlich, dass die schnelle Entwicklung eines sicheren Impfstoffes mit einer guten Wirkung eine Erleichterung für uns zur Beendigung der Pandemie darstellt. Selbst alle Wissenschaftler:innen sind erstaunt, dass es so schnell und so gut geklappt hat. Dies haben wir vorher bei anderen Impfstoffen und Medikamententwicklungen nicht beobachtet. Das ist ein Segen, der nicht von irgendwoher kommt, sondern von Allah, dem Allmächtigen.

Die Pest – eine islamische Sicht

In den islamischen Büchern wird die Pest thematisiert. Die Pest, die uns medizinisch bekannt ist, ist eine Infektionserkrankung aus dem 14. Jahrhundert, die durch das Bakterium Yersinia pestis hervorgerufen wurde und viele Menschenleben kostete. Jeder, der mit diesen Personen in Kontakt trat, erkrankte. Die Pest war eine Seuche, die sich sehr rasch ausbreitete, ähnlich wie COVID-19, weshalb einige islamische Gelehrte einen Vergleich ziehen.

Der Prophet (sas) sagte: „Wenn ihr hört, dass die Pest an einem Ort ist, dann geht dort nicht hin. Wenn die Pest euch erreicht hat und ihr befindet euch an diesem Ort, dann versucht, nicht vor ihr wegzurennen.“ (Bukhari, Muslim)

Als kleiner Trost für die Menschen, die ihre nahen Angehörigen verloren haben, sagt der Prophet Folgendes: Das Sterben durch die Pest ist wie das Sterben als Märtyrer – für alle Muslime“ (Bukhari, Muslim). Im Islam gelangt ein Märtyrer ohne Befragung ins Paradies.

Ein weiterer Hadith, der dies bestätigt: „Der Märtyrer, der auf dem Weg Allahs kämpfend stirbt, der Märtyrer, der durch die Pest stirbt, der Märtyrer, der zu Tode verbrennt, der Märtyrer, der durch eine Brustfellentzündung stirbt, der Märtyrer, der durch eine Krankheit im Bauch stirbt, und die Frau, die wegen der Geburt stirbt.“ (Abu Dawud)

Quellen:

  1. Fiqhul-ahwaalischach-siyyah, Islamologische Enzyklopädie Band 5, Prof. Dr. Amir Zaidan, 2010
  2. Tibb Un-Nabawi – Die Medizin des Propheten von Imam As-Suyuti
  3. Prophetische Medizin – Ibn Qayyim Al-Jauziyyah