Jod, Jodmangel und Schilddrüsenfunktion

Jodmangel gehört zu den häufigsten Mangelerkrankungen weltweit, weshalb es wichtig ist, dieses Thema anzusprechen!

Was ist Jod eigentlich?

Jod (oder Jodid) gehört zu den Spurenelementen, die der Körper nicht selbst produzieren kann, d.h. sie müssen von außen zugeführt werden, damit es seine wichtigste Funktion ausüben kann: Schilddrüsenhormone produzieren. Unsere Schilddrüse braucht Jodid als Baustein für die Produktion von Schilddrüsenhormonen. Diese Hormone sind wiederum an fast allen Stoffwechselvorgängen der Organe sowie am gesamten Hormonhaushalt beteiligt. Jod spielt auch eine Rolle bei der Entwicklung von Nervenzellen. Ein Jodmangel würde also Folgen für Stoffwechsel, Energie, Nervensystem, Stimmung, Kreislauf, Organe und Muskulatur haben. So gesehen hat die Schilddrüse mit ihren Hormonen ihre Hände fast überall im Spiel.

Folgen: Bei extremen Jodmangel kann sich dies als vergrößerte Schilddrüse bemerkbar machen (siehe unteres Bild). Ein leichter/milder Jodmangel wiederum wird häufig nicht erkannt! Nicht umsonst haben so viele Menschen Probleme mit der Schilddrüse! Je länger ein Jodmangel anhält, desto höher das Risiko für Schilddrüsenfehlfunktionen (Überfunktion oder Unterfunktion) sowie Zysten- und Knotenbildung. Deshalb ist es umso wichtiger, uns ausreichend mit Jod zu versorgen, bevor die Schilddrüse krank wird!

Vergrößerte Schilddrüse durch Jodmangel (Struma), Bildquelle: Wikimedia

Jodbedarf: Dabei brauchen wir gar nicht so viel Jod, sondern eigentlich nur recht wenig. Deshalb der Name Spurenelement, da der Körper wirklich wenig braucht, aber es trotzdem eine wichtige Funktion erfüllt. Der Bedarf ist für einen Erwachsenen ab 18 Jahren mit 200µg angegeben. Für Kinder und Jugendliche liegen andere Werte vor, siehe Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Der höchste Bedarf ist während der Schwangerschaft (230µg) und Stillzeit (260µg) vorhanden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung geht davon aus, dass wir ohne Verwendung von jodiertem Speisesalz etwa 100 Mikrogramm Jod pro Tag mit der Nahrung aufnehmen, also brauchen wir in der Regel keine Tabletten, wenn wir das Jodsalz zu den Mahlzeiten nicht vergessen!

Jodhaltige Lebensmittel:

Eine Alternative ist es, auf jodhaltige Lebensmittel zu achten.  

Meerestiere wie Schellfisch und Krabben sind Vorreiter beim Jodgehalt. Man braucht im Vergleich zu pflanzlichen Lebensmitteln wenig zu verzehren, um ausreichend Jod aufzunehmen. Pflanzliche jodhaltige Lebensmittel sind z.B. Brokkoli, Spinat, Grünkohl und Radieschen. Auch Ei, Milch- und Milchprodukte zählen zu jodreichen Lebensmitteln, weshalb Vegetarier:innen/Veganer:innen Jodsalz vermehrt nutzen sollen oder ggf. über eine Substitution als Tablette nachdenken können. Übrigens ist die das Trinken von jodhaltigem Mineralwasser ebenfalls ratsam! Hier findet ihr eine Auflistung weiterer jodhaltiger Lebensmittel.

Aber Vorsicht:

Wichtig ist, nicht zu viel einzunehmen, was wiederum dem Körper schaden könnte. Man muss also alles im Gleichgewicht halten! Das heißt, nicht zu viel „salzen“ oder einfach zu Tabletten greifen, sondern ruhig erst nach Rücksprache mit eurem Arzt/eurer Ärztin nehmen! Wer jodarme Kost zu sich nehmen sollte, sind Personen, die bereits an einer SchilddrüsenÜBERfunktion leiden (macht die Krankheit noch schlimmer!) und wer eine Jodallergie hat: Die Ansicht, dass man bei Schilddrüsenunterfunktion streng auf jodarme Kost achten sollte, ist veraltet. Sollte man die Tagesdosis über 500 µg überschreiten, ist nicht mit einer Verschlechterung der Erkrankung zu rechnen. Insbesondere Schwangere mit Hypothyreose sollten die Einnahme von Jodid nicht vermeiden.

Jodeinnahme in Schwangerschaft und Stillzeit ist enorm wichtig!
Bildquelle: stock.adobe.com

Jodeinnahme in Schwangerschaft und Stillzeit

Schon im Mutterleib startet sehr früh die Entwicklung des Kindes, insbesondere des Nervensystems, des Körperwachstums und die Reifung der Organe mit ihren Funktionen, in Abhängigkeit einer ausreichenden Jodversorgung der Mutter.

Was kann passieren, wenn man kein Jod nimmt?

📍erhöhte Fehlbildungen, Fehlgeburts- und Totgeburtsrisiko

📍Erhöhtes Risiko an einer Schilddrüsenfehlfunktion beim Ungeborenen

📍Beeinträchtigung in der Entwicklung des Gehirns und der Intelligenz, Wachstumsstörungen, in den schlimmsten Fällen geistige Störung bis hin zu Schwerhörigkeit und Sprachstörungen. Denn Jod wird insbesondere für die Bildung von Gehirnzellen benötigt.

📍Verzögerte Lungen- und Knochenreifung beim Ungeborenen.

📍Das kann sich auch bis in die Pubertät noch bemerkbar machen: Störung der Hirnentwicklung mit Lern- und Merkschwierigkeiten.

📍Aber auch bis ins Erwachsenenalter: Gestörte Fruchtbarkeit bei Mann und Frau und Schilddrüsenfehlfunktionen

All diese Störungen wurden in Studien signifikant nachgewiesen!

⚠️Was tun?

📍Umso wichtiger ist die Versorgung, wenn wir gesunde Kinder haben möchten.

📍Die meisten Gynäkolog:innen verschreiben eigentlich für jede Frau mit Kinderwunsch oder spätestens zu Beginn der Schwangerschaft ein Kombinationspräparat mit Folsäure & Jodid, um einen Mangel zu vermeiden. Dies sollte man dann ein bis zwei Mal täglich (aber maximal 200 μg täglich). Am wichtigen ist die Supplementierung im ersten Trimenon (erstes Drittel der Schwangerschaft)

📍Auch Frauen mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow in Remission) können dies gefahrlos nehmen.

📍Die Empfehlungen erfolgen laut der Gesellschaft für Endokrinologie

Schlaues Kind durch ausreichende Jodzufuhr
Bildquelle: istockphotos.com

Was Jodzufuhr in der Schwangerschaft bei Kindern bewirken kann

Wie schon erwähnt benötigen Schwangere mehr Jod, da der Jodbedarf aufgrund der vermehrten Produktion von Schilddrüsenhormonen erhöht ist. Dabei kann ein leichter Jodmangel schon Auswirkungen auf den IQ (Intelligenzquotient) des Kindes haben. Dies bewies eine große Studie aus England von Dr. Sarah C. Bath, worin über 1000 Mutter/Kind-Paare eingeschlossen wurden. Dabei hatten Kinder, dessen Mütter mit Jod in der Schwangerschaft unterversorgt waren, einen signifikant niedrigeren IQ und schlechtere Leistungen in Lesetests im Grundschulalter als die Kinder, dessen Mütter mit Jod ausreichend versorgt waren. Beim Vorlesetest schnitten betroffene Kinder 69% und beim Sprachverständnis bis 54% schlechter ab. Je niedriger die Jodversorgung war, umso mehr verschlechterten sich die Intelligenzwerte der Kinder. Das beweist, dass selbst leichter Jodmangel die Hirnleistungen beeinträchtigt.

Also wer möchte, dass seine Kinder nicht mit diesen Problemen kämpfen müssen, sollte auf ausreichende Jodversorgung in der Schwangerschaft achten! Und dies sollte am besten durch eine Substitution von Tabletten geschehen.

4) Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) – Ein Organ auf Energiesparmodus

Sehr viele Menschen leiden unter einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Gründe sind, neben einem Jodmangel in über 90% der Fälle, ein autoimmunes Geschehen (Hashimoto), d.h. dass das eigene Immunsystem seine eigenen Zellen als fremd ansieht und sie angreift, sodass die Organe Schaden davontragen. In diesem Fall werden wenig Schilddrüsenhormone (T3, T4) gebildet und somit ist der Körper unterversorgt. Das Organ arbeitet quasi auf “Energiesparmodus”. Wie bereits erwähnt, hat die Schilddrüse mit ihren Hormonen überall ihre “Finger im Spiel”, deshalb sind die Symptome vielfältig:

  • Müdigkeit
  • Antriebsarmut, schnelle Erschöpfung
  • Gewichtszunahme
  • gesteigertes Schlafbedürfnis
  • Konzentrationsstörungen
  • Empfindlichkeit, Weinerlichkeit, Depression
  • Verstopfung
  • Kälteempfindlichkeit
  • trockene, kühle Haut
  • niedriger Blutdruck
  • brüchige, trockene Haare
  • Haarausfall
  • geschwollene Augenlider
  • raue und heisere Stimme
  • bei Frauen: Zyklusstörungen

Aber: Nicht jeder hat alle Symptome! Bei jedem zeigt es sich in einer anderen Form, weshalb dann auch bei jedem die Therapie anders aussieht. Denn nicht jede Hypothyreose muss behandelt werden. Behandeln muss man …

bei einer manifesten Hypothyreose (d.h. T3 und T4 sind wenig), wenn man unter den o.g. Symptomen leidet. D.h. wenn ihr zwar eine eingeschränkte Schilddrüse habt (nach Labor), aber kaum Symptome habt, müsst ihr keine Tabletten zuführen.

bei einer latenten Hypothreose (TSH nur erhöht, T3/T4 normal) behandelt man normalerweise nicht, es sei denn ihr habt die o.g. Symptome ausgeprägt oder es besteht ein Kinderwunsch oder ihr seid schwanger.

Medikamentöse Therapie
Bildquelle: freepik.com

Therapie: L-Throxin

💊 Lebenslange Einnahme einmal täglich

💊 i.d.R. morgens mit einem Glas stillem (!) Wasser, wenn der Tag beginnt, 30 Minuten vor dem Frühstück.

💊 Studien haben aber auch gezeigt, dass man auch abends oder vor dem Schlafengehen die Tablette einnehmen kann. Wichtig ist nur, dass ihr den Essensabstand einhalten müsst! Vielleicht passt dies besser in eure Lebensweise als sie morgens zu nehmen.

💊Warum vor dem Essen? Weil sonst die Hormone im Darm nicht ausreichend aufgenommen werden können. Nahrung oder andere Medikamente können das verhindern.

💊 Bei Neueinstellung kann es Wochen bis mehrere Monate dauern, bis man die optimale Einstellung hat. Man muss insgesamt sehr geduldig an die Sache herangehen.

💊 Die Einstellung muss unter regelmäßigen Laborabnahmen erfolgen: Bei Neueinstellung sollte man die Schilddrüsenhormone alle sechs bis zwölf Wochen kontrollieren, bei stabilen Werten reicht es jedes halbe Jahr oder einmal im Jahr.

Übrigens

Früher hat man häufig geraten, jodarme Kost zu sich zu nehmen, damit die Krankheit nicht schlimmer wird. Nach heutigen Erkenntnissen spricht man diese Empfehlung nicht mehr aus. Im Gegenteil: Man soll der Schilddrüse Jod zuführen, damit sie ihrer Arbeit nachgehen kann, nur nicht in einer übertriebenen Menge (über 500µg).

Man kann Schwarzkümmel(öl) zusätzlich verwenden, was ich euch sehr ans Herz lege (siehe nächsten Post).

Schwarzkümmel wirkt sich heilend auf Hashimoto-Thyreoiditis aus
Bildquelle: shutterstock.com

5) Schwarzkümmel bei Hashimoto Thyreoiditis

Mittlerweile gibt es einige Studien bezüglich der positiven Wirkung des Schwarzkümmels speziell bei Schilddrüsenunterfunktion (Typ Hashimoto). Aber eine Studie möchte ich euch näherbringen. 40 Patienten mit einer Hashimoto Thyreoiditis wurde acht Wochen lang mit 2 g Schwarzkümmelsamen oder Placebo (Medikament ohne Wirkstoff) behandelt. Die positiven Effekte zeigten sich in der Schwarzkümmel-Gruppe wie folgt:

1. Die Schilddrüsenhormone (T3, T4) waren nach acht Wochen signifikant höher als in der Kontrollgruppe, die nur ein Placebo erhielten.

2. Das TSH wurde zeitgleich signifikant weniger.

3. Zudem hat es eine signifikant geringere Antikörperproduktion (TPO-AK) bewirkt. Das sind die Antikörper, die dafür verantwortlich sind.

4. Außerdem wurde ein signifikanter Gewichtsverlust beobachtet

Fazit: Das Schwarzkümmel(öl) kann somit ideal zur Therapiekontrolle genutzt werden. Ich plädiere selbst dafür, dass man, bevor man mit Tabletten beginnt, einen Kaffeelöffel Schwarzkümmel(öl) für mindestens drei Monate jeden Morgen einnehmen soll und dann nochmal die Schilddrüsenhormone per Blutentnahme bestimmen lassen kann. Wer danach immer noch keine guten Werte hat, kann auf die Tabletten zurückgreifen.

Wer schon Tabletten einnimmt, kann gerade, wenn er keine optimalen Werte hat, die Kombination aus Tabletten und Schwarzkümmel(öl) probieren. Ich denke, dass man bessere Zielwerte erreichen kann. Hier findet ihr qualitativ hochwertiges Bio-Schwarzkümmelöl.

Wer übergewichtig ist, kann gleichzeitig auch davon profitieren.

6) Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

In Bearbeitung.   

7) Schilddrüsenknoten

In Bearbeitung.  

Quellen:

https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2007-1024485

https://academic.oup.com/jcem/article/98/5/1954/2536936

http://www.nuclmed.gr/wp/wp-content/uploads/2017/04/10.pdf

https://jodmangel.de/wp-content/uploads/2016/10/AKJ-Jodversorgung-Aktuell-2016.pdf

https://www.springermedizin.de/the-effects-of-nigella-sativa-on-thyroid-function-serum-vascular/11053760

https://academic.oup.com/jcem/article/98/5/1954/2536936

https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(13)60436-5/fulltext

https://www.thelancet.com/journals/landia/article/PIIS2213-8587(15)00212-0/fulltext https://www.aerzteblatt.de/archiv/177837/Klug-entscheiden-in-der-Endokrinologie

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0140673613604365