Der Gastarbeiter im Krankenhaus

Visite bei einen Amca/Onkel, der seit wenigen Tagen auf der Station ist:

“Amca, wie geht’s dir?”

“Frau Doktor, mir geht es nicht gut!”

“Warum, was hast du für Beschwerden?”

“Ich möchte, wenn es möglich ist, nach Hause entlassen werden!”

“Aber Amca, du bist doch neu gekommen!

“Frau Doktor, körperlich geht es mir schon besser, aber seelisch nicht. Gestern hatte eine Krankenschwester mir versucht etwas zu erklären. Da ich es nicht verstanden habe, schimpfte sie laut mit mir, warum ich nicht Deutsch kann, obwohl ich schon sehr lange in Deutschland bin.”

Ich wollte nur noch weinen! 😢

Eine Situation, die leider sehr oft im Krankenhaus oder in Arztpraxen vorkommt. Leider fehlt oft das Verständnis für die damaligen Umstände – warum es dazu gekommen ist, dass ältere Generationen nicht so gut Deutsch können. Die ersten Generationen, die hierhergekommen sind, wollten nur ein paar Jahre arbeiten und wieder in ihre Heimat zurückkehren. So kamen auch meine Eltern als sogenannte Gastarbeiter:innen nach Deutschland. Der Alltag bestand aus Arbeit und Haushalt. Weit weg von der Familie in der Heimat waren andere Familien, die auch aus dem Ausland hier waren, eine Ersatzfamilie. Man litt gemeinsam in der fremden Welt. Die Arbeiter:innen kamen nur in bestimmten Arbeitsfeldern zum Einsatz, sodass man letztlich nur mit denselben Leuten arbeitete. Oft war der Familienvater arbeiten und die Mutter war bei den Kindern Zu Hause.

Der deutsche Staat hat nie erwartet, dass man die deutsche Sprache erlernt oder spricht – im Gegenteil, alle Arbeiter:innen sollten nur arbeiten und Deutschland mit aufbauen. Es gab keine Integrationspolitik und somit auch keine allgemeinzugänglichen Kurse, zumal viele Analphabet:innen waren – die wenigen Kurse waren überteuert, von vielen nicht bezahlbar. Unter diesen Umständen ging die Versorgung der Familie einfach vor.

Dennoch werden diejenigen, die hierhergekommen sind und sich zum Teppich gemacht haben, als Schuldige abgestempelt.

Viele von den Gastarbeiter:innen hätten nicht gedacht, dass ihr Arbeitsland eine Heimat für die Kinder wird und sie nie wieder zurückkehren werden. Die Kinder haben schnell Deutsch in der Schule gelernt. Auch haben sie von ihren bescheidenen Eltern gelernt, nicht aufdringlich zu sein. Diese Eigenschaft war in dieser Gesellschaft leider zum Nachteil. Das haben nun einige von uns, wenn auch sehr spät, bemerkt. Wir sollten unsere zertretenen Rechte einfordern und unseren Mund aufmachen, die Geschichten dieser stillen Helden, die dieses Land aufgebaut haben erzählen und sie verteidigen, wenn sie auf so eine Art beleidigt werden, obwohl sie es nicht verdienen!

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