Die Todesbescheinigung
„Wir gewährten keinem Menschenwesen vor dir das ewige Leben. Als ob sie es wären, die ewig leben könnten, wenn du gestorben wärst! Jede Seele wird den Tod kosten; und Wir stellen euch mit Bösem und mit Gutem auf die Probe; und zu Uns werdet ihr zurückgebracht.“ (21:34-35)
Ich bin durch die Jahre oft in Kontakt mit Toten gekommen, aber elhamdulillah gehe ich gefasst und dankbar mit dieser Situation um. Ich kann nicht sagen, dass es schon normal ist. Ich bin aber an diese Situation gewöhnt, anders als andere Menschen. Aber nicht jeder Arzt hat oft mit Toten zu tun. In meiner Fachrichtung Innere Medizin bin ich fast wöchentlich damit konfrontiert. Aber jeder Tod ist anders. Bei jedem Mal bin ich schon nachdenklich, traurig, aber versuche mich nicht zu sehr reinzusteigern. Noch schwieriger finde ich die Angehörigenbetreuung, denn das bedeutet, den Verlust eines geliebten Menschen zu überbringen. Am schlimmsten für mich ist es, einen Anruf mitten in der Nacht zu tätigen. Leider versterben interessanterweise vor allem nachts Patient:innen. Warum, kann ich euch auch nicht genau erklären.
Wenn ein:e Patient:in stirbt, muss ich erst einmal den/die Tote:n begutachten und feststellen, ob er/sie Todeszeichen hat (Totenflecke, Totenstarre, fehlende Kreislauffunktion und Atmung, lichtstarre Pupillen, Blässe, kalte Haut). Dann muss ich als Ärztin die Todesbescheinigung ausfüllen. Diese beinhaltet außer den Personalien auch die Todesursache und andere mögliche Ursachen, die zum Tod beigetragen haben. Nach zwei Stunden muss ich die Leiche erneut kontrollieren, dann erst dann darf die Leiche durch den Transportdienst in die Pathologie gebracht werden, wo sie in die Kühltruhe gelegt wird, damit sie nicht verwest.
Möge Allah uns alle in einem Zustand zu Ihm zurückholen, in dem Er mit uns zufrieden ist, und uns einen schönen Tod ermöglichen. Amin inshaAllah. Der Tod ist allgegenwärtig, wir müssen nachdenken und vorbereitet sein. Die Zeit ist zu kurz für Banalitäten. Alles ist vergänglich.