COVID-19-Symptome – (Krankenhaus-)Behandlung – Folgen

Inhaltsverzeichnis

Ansteckung und Erkrankungsbeginn

Die Ansteckungsfähigkeit ist bei Symptombeginn am größten. Leider merkt ein Großteil der Personen nicht, dass sie bereits erkrankt ist, weshalb sich Mitmenschen meist bereits angesteckt haben. Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung) beträgt durchschnittlich 5–6 Tage (Spannweite 1 bis 14 Tage). Bei der Influenza beträgt die Inkubationszeit 1-2 Tage und sie zeigt direkt Symptome. Bei normalem Immunstatus nimmt die Ansteckungsgefahr im Verlauf der Erkrankung ab; schwer erkrankte Patienten scheiden hingegen länger infektiöses Virusmaterial aus und können also länger als 10 Tage ansteckend sein.

COVID-19-Symptome

Symptome und Länge der Erkrankung ist bei vielen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Vor allem zu Beginn der Erkrankung werden unterschiedliche Aussagen getroffen, sodass die meisten dies nicht als COVID-Erkrankung werten. Man erkennt aber gewisse Leitsymptome, die bei vielen im Verlauf der Erkrankung auftreten:

Bildquelle: freepik.com
  • Fieber (auch subfebrile ab 37,1°C bis hohes Fieber 41°C) – fast zu 90% der Fälle!
  • Husten (typischerweise trocken, also ohne Auswurf)
  • Kopf- und Gliederschmerzen

Tipp: Viele Patienten merken nicht, dass sie Fieber entwickeln. Empfehlenswert ist hier ein Temperaturmessgerät für zu Hause. Die sicherste Temperaturmessung ist unter der Achsel, da hier die Körperkerntemperatur gemessen wird.

Weitere Symptome können sein:

Schnupfen und Halsschmerzen

Geschmacks- und Geruchsverlust, was ein Zeichen dafür ist, dass COVID auch andere Organsysteme befällt (hier Befall der Nerven). Der Verlust von Geschmack und Geruch kommt in der Regel zurück, man muss nur Geduld mitbringen.

Gastroentestinale Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen in 30% der Fälle. Mir sind Patient:innen in der Klinik begegnet, die wegen Bauchschmerzen in die Klinik kamen. Nebenbefundlich ist das hohe Fieber aufgefallen, und letztendlich war das Abstrichergebnis dann positiv.

Lungenentzündung (Pneumonie): Zwangsläufig muss niemand eine Lungenentzündung bekommen, aber sie kommt oft vor. Mit Fortschreiten der Erkrankung in die tieferen Etagen der Atemwege bildet sich typischerweise eine „COVID-Lunge“, die man über Röntgenbilder oder Computertomografie sichtet (s. Bilder unten): eine atypische Lungenentzündung, die beide Lungenhälften insbesondere in der Peripherie (äußere Bezirke der Lunge) befällt.

Atemnot mit Fortschreiten der Lungenentzündung

Superinfektion der Lunge: Schädigen die Viren die Atemwege und die Lunge, haben nun Bakterien einen idealen Nährboden, um sich zu vermehren. Es kommt zu einer starken Lungenentzündung.

Was passiert eigentlich bei einem moderaten und was bei einem schweren Verlauf?

Im hier dargestellten Bild ist das Lungengewebe im Verlauf der Erkrankung (meistens ab dem 6. Tag) verstärkt entzündet; die Blutgefäße der Lunge sind durchlässig, sodass sich immer mehr Flüssigkeit in der Lunge ansammelt. Dadurch findet der Gasaustausch nicht mehr ausreichend statt. Diese Personen haben dann einen Sauerstoffmangel im Blut, welcher letztendlich mit Sauerstoff bis hin zur Beatmung ausgeglichen werden muss. Insbesondere ältere Patient:innen zeigten eine „Stille Hypoxie“: Sie geben keine Luftnot an, sind auch „klinisch unauffällig“, haben aber eine schlechte Sauerstoffsättigung. Lest gerne dazu meinen Beitrag „Die stille Hypoxie“. Kommt es zum akuten Lungenversagen, was bei einigen Patient:innen sehr schnell gehen kann, muss dann die ECMO (Lungenersatzverfahren) eingesetzt werden, die leider nur in bestimmten Zentren durchgeführt wird.

Im Gegensatz zu SARS und Influenza befällt COVID-19 auch andere Organsysteme. Dies tritt umso häufiger auf, desto schwerer die Erkrankung ist:

Auftreten von Thrombembolien durch übermäßig stark einsetzende Blutgerinnung: Blutgerinnsel verstopfen Adern und bilden somit Thrombosen und Embolien, die wiederum Organe verstopfen und schädigen können.

Befall der Gefäße: Schlaganfall, Herz: Infarkte

Akute Leberschädigung bis hin zum Leberversagen

Akute Nierenschädigung bis hin zum Nierenversagen

Blutvergiftung (Sepsis) bis zum septischen Schock

Fulminante Verläufe: Multiorganversagen bis zum schnellen Tod

Wir beobachteten Patient:innen, insbesondere ältere Personen, die wegen eines Schlaganfalls in die Klinik eingeliefert wurden und bei denen im Nachhinein festgestellt wurde, dass diese eine aktive COVID-Infektion hatten, die manchmal gar nicht so stark ausgeprägt war (z.B. nur leichtes Fieber oder Husten).

Bildquelle: freepik.com

Ich habe Symptome, was ist zu tun?

Keine Panik! Die meisten Menschen haben einen milden COVID-Verlauf, der in der Regel nach 5-6 Tagen verschwindet. In der Regel sollte man erstmal zu Hause bleiben und den Hausarzt kontaktieren. Die meisten Hausärzte haben eine „Infektionssprechstunde“, bei der unter anderem ein Abstrich gemacht werden sollte. Warum ihr großen Wert darauf legen solltet, erfahrt ihr in diesem Beitrag. Der Hausarzt kann eine symptomatische Therapie anordnen (Fiebersenker, Hustenmitteln, Schmerzmittel). Welche Hausmittel noch unterstützend helfen können, könnt ihr hier nachlesen.

Ihr kuriert euch erst einmal zu Hause aus und müsst euch natürlich an die Quarantäne-Zeit von 14 Tagen ab Symptombeginn halten. Dies gilt auch für Personen, mit denen ein direkter Kontakt ohne Maskierung bestand. Die Einhaltung der Quarantäne kontrolliert niemand. Die Verantwortung für eure Mitmenschen liegt bei euch.

Bildquelle: freepik.com

Solltet ihr abends oder an einem Wochenende krank werden, solltet ihr euch auch erst einmal in Quarantäne begeben. Ihr wartet das nächstmögliche freie Zeitfenster eures Hausarztes ab oder kontaktiert seinen Vertreter, wenn dieser zufällig im Urlaub sein sollte. Ihr müsst dafür nicht ins Krankenhaus, es sei denn die Symptome werden trotz Maßnahmen nicht besser. Die meisten Krankenhäuser machen nur Abstriche für stationäre Patient:innen.

Weitere Möglichkeiten:

116 117 – der ärztliche Notrufdienst, der euch auch berät und im Notfall auch zu euch nach Hause kommt, die Situation beurteilt und zur Not auch ins Krankenhaus einweist.

Kassenärztlicher Notdienst in eurer Stadt – Dies ist wie eine Arztpraxis am Wochenende. Hier können euch auch Rezepte ausgestellt werden.

Weitere Tipps für zu Hause:

Regelmäßig Fieber messen und senken. Am besten unter der Achsel, denn die gehört zur Körperkerntemperatur.

Bei mäßigem Fieber bis 38,5°C sind kalte Wadenwickel ratsam, die Wärme nehmen. Als Muslim kann man auch Wudu zur Abkühlung vollziehen (Gebetswaschung).

Sollte trotz dieser Maßnahmen das Fieber nicht sinken oder das Fieber mehr als 38,5°C betragen, sollte mit Fiebersenkern konsequent alle 6-8 Stunden gesenkt werden.

Es gibt Personen, die meinen, Fieber solle man nicht senken, da das Immunsystem stimuliert wird. Aber es ist wissenschaftlich bewiesen, dass gewisse Körperstrukturen, vor allem Enzyme und Proteine, durch zu hohes Fieber geschädigt werden. Auch kann es bei hohem Fieber zu einer Überstimulation des unspezifischen Immunsystems kommen, was bei einer schweren COVID-Erkrankung sehr problematisch ist. Durch Fiebersenkung bremst man dies.

ACC zur Schleimlösung bringt nicht viel, da bei COVID-Erkrankungen kein Schleim gebildet wird.

Wenn ein Familienmitglied krank ist und die anderen nicht, sollte möglichst eine strikte Trennung während der Quarantänezeit eingehalten werden, insbesondere wenn die Symptome stark ist. Die Aerosole sind das größte Problem. Das Tragen von FFP2-Masken, regelmäßiges Desinfizieren und Stoßlüften kann deshalb von Vorteil sein.

Dr.Hatun in der Klinik

Der Corona-Abstrich

PCR-Test und Schnelltestung

Seit Beginn der Pandemie gibt es die PCR-Tests, zunächst in sehr begrenzter Anzahl, sodass wir nur bei starkem Verdacht auf COVID-19 Abstriche durchführen konnten. Mittlerweile sind ausreichend Tests vorhanden, sodass jede Person mit möglichen Symptomen (Fieber, Luftnot, Husten, Erkältungssymptomatik) großzügig getestet werden kann. Da die Testung lange dauert, wurden außerdem verschiedene Schnelltests entwickelt. Am aussagekräftigsten ist jedoch der PCR-Test. Er ist sehr verlässlich.

Bildquelle: freepik.com

In der Klinik benutzen wir die Schnelltests nur zur schnellen Einstufung und beim Screening von Klinikpersonal, damit man diese schnell „aus dem Verkehr zieht“ und sie nicht gefährlich für Patient:innen und Kolleg:innen werden. Oder bei Patient:innen, um zu wissen, ob sie auf die Isolierungsstation verlegt werden müssen.

Manchmal passiert es, dass Patient:innen, obwohl sie sehr COVID-typische Symptome, ein typisches Röntgenbild und Laborkonstellation haben, dennoch einen negativen Abstrich haben. Woran kann das liegen?

1) Der Abstrich wurde nicht tief genug genommen oder

2) Das Virusmaterial ist nur noch in tieferen Abschnitten der Atemwege vorhanden.

Man spricht dann von einem falsch negativen Abstrich, aber positiver Klinik. Bei solchen Patienten, insbesondere die schwer erkrankt sind, führt man eine Lungenspieglung und einen Abstrich aus der Broncholavage (Spülung der Bronchien) durch, der dann häufig doch positiv ist.

Entgegen aller Verschwörungsmythen gibt es aber kein falsch positives Ergebnis. Positiv ist zu 100% positiv. Das heißt, die Person ist mit Coronaviren des Typs SARS-COV-2 in Kontakt gekommen. Nur die Symptome sind bei Menschen verschieden ausgeprägt. In letzter Zeit haben wir viele asymptomatische Fälle erlebt, was Studien auch bestätigen, oder Personen mit so milden Symptomen, dass diese es nicht merken. Oft schon hatte ich Patienten mit hohem Fieber, die dies überhaupt nicht bemerkt haben und zufällig in der Klinik aufgefallen ist, weil man ihre Temperatur gemessen hat.

Die falsch-negative Testung ist übrigens bei Schnelltests deutlich häufiger als beim PCR-Test.

Ist der Corona-Abstrich gefährlich?

Immer noch kursieren Falschinformationen in den sozialen Medien über den COVID-Abstrich. Er solle Verletzungen am Gehirn verursachen, weil zu tief gestochen wird.

1. Die Blut-Hirn-Schranke, die angeblich verletzt werden würde, befindet sich aber erst gar nicht in diesem Bereich.

2. Außerdem befindet sich zwischen Nase und Gehirn ein Knochen. Da muss schon eine höhere Kraft (z.B. Autounfall) wirken, damit von dort Hirnwasser ausfließen kann.

Ich habe diesen Test schon ein paar Mal hinter mich gebracht. Das Klinikpersonal muss sich in regelmäßigen Abständen insbesondere auf COVID-Stationen und in der Notaufnahme testen lassen. Der einzig richtige Fakt ist: Es ist unangenehm! Aber es verursacht keine Verletzungen. Also habt keine Angst, dass euch etwas Schlimmes passiert.

Einige berichten von Schmerzen. Das liegt daran, dass die Nasen- und Rachenschleimhaut sehr empfindlich ist. Andere müssen mit Würgereiz und Übelkeit kämpfen. Ursächlich dafür ist der Nervus Vagus, ein Nervenbündel, welches unter anderem den Nasen-Rachenraum und den Magen-Darm-Trakt versorgt. Wichtig ist, dass der Abstrich aus dem tiefen Rachen ist, da das Virus sich dort gerne einnistet. Wenn der Abstrich nicht tief und ausgiebig genug gemacht wurde, kann es sein, dass es zu einem falsch negativen Ergebnis kommt, weil man kein Virusmaterial erwischt hat.

Einige machen einen Abstrich nur aus dem Nasen-Rachen-Raum (Nasopharynx, siehe Bild 1), andere aus dem Mund-Rachen-Raum (Oropharynx, siehe Bild 2), oder aus einer Kombination aus beidem. Alles ist richtig. Neuere Studien belegen, dass der Abstrich aus dem Mund-Rachen-Bereich völlig ausreichend und gut ist, wenn er korrekt durchgeführt wird.

Im Krankenhaus haben wir festgestellt, dass einige Patienten nach acht Wochen immer noch einen positiven Coronatest hatten, obwohl sie keine Symptome mehr hatten. Dementsprechend haben wir Schwierigkeiten, solche Patienten in Rehakliniken oder in Pflegeheimen unterzubringen. Deshalb wird neuerdings bei positiven Personen zusätzlich auf den CT-Wert geschaut, der die Viruslast ansagt. Je höher der Wert, desto niedriger die Viruslast, desto unwahrscheinlicher also ist der Patient infektiös. Somit stellt er keine Gefahr für andere dar. Ab einem CT-Wert von 30 gilt der Patient nicht mehr als infektiös.

Aber den CT-Wert muss man auch mit der Klinik und dem Krankheitsverlauf des Patienten abgleichen. Ein hoher CT-Wert ist bei einer Erstinfektion mit dem Coronavirus (ohne Krankheitssymptome, Inkubationszeit) und nach der Qurarantänezeit erhöht. Während der Infektionszeit ist der CT-Wert sehr niedrig, also ist die Person sehr infektiös. Das ist vor allem die Zeit, in der die Symptome beginnen.

Ein Abstrich kann Leben retten!

Es ist traurig zu sehen, dass einige Hausärzt*innen keine Abstriche auf COVID-19 machen, trotz Symptomen wie Luftnot, Husten und Fieber. Ich habe schon einige Male sowohl in der Klinik als auch privat mitbekommen, dass einige förmlich darum „betteln” müssen, dass sie oder ihre Familienangehörigen abgestrichen werden, um Klarheit zu schaffen, damit man dementsprechend Maßnahmen trifft oder vorbereitet ist. Einige haben selbst für den Abstrich zahlen müssen, weil sie sich diesen eingefordert haben. Dass so etwas nach hinten losgehen kann, sahen wir bei einem Fall im Krankenhaus. Der Patient ist förmlich „zu spät” gekommen, weil man die Symptome oder den Patienten nicht ernst nahm und ambulant leider kein Abstrich erfolgte. Er quälte sich mehrere Tage, bis man letztendlich den Rettungswagen rief. Der Patient war bei Ankunft im Krankenhaus so instabil, dass er bei Herzstillstand reanimiert wurde. Nun liegt er mit Multiorganversagen auf Intensivstation und wird beatmet. Er ist COVID-positiv und medizinisch gesehen noch jung. Wenn mir einige immer noch schreiben, dass COVID wie Influenza ist, dann kann ich sagen, dass die fulminanten (rapid schlechter werdend) Verläufe bei Influenza deutlich weniger sind als bei COVID.

Take Home-Message: Selbst wenn ein Hausarzt verweigert, einen Abstrich durchzuführen (gerade wenn Husten, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen bestehen), dann besteht darauf, selbst wenn ihr zahlen müsst. Weil einige Betroffene der Preis abschreckt, bezahlen sie nicht und harren aus. Euch sollte eure Gesundheit nicht zu schade sein. Ein Test dient dem Schutz aller und sorgt dafür, dass die Behandlung rechtzeitig und korrekt begonnen wird. Bleibt gesund!

Krankenhausaufenthalt bei COVID-19

Bildquelle: shutterstock.com

Ab wann muss ich oder mein Angehöriger ins Krankenhaus?

Die meisten Menschen mit COVID-19 überstehen dieses Virus gut, auch wenn sie unangenehme Symptome haben können. Diese können zu Hause behandelt werden. Notwendig wird dann eine Therapie im Krankenhaus, wenn sich der Zustand trotz eigener Maßnahmen verschlechtert und Symptome wie nicht-beherrschbare Fieberschübe, Luftnot oder Brutschmerzen auftreten. Das kann unabhängig vom Alter sein; teilweise erleben wir auch junge Patienten, die schwer krank sind. Bei mittelschweren und schweren Fällen beginnt die Problematik vor allem ab dem 5. Tag. Vor einem Krankenhausaufenthalt ist immer hilfreich, dass man bereits einen Abstrich hat machen lassen. Ihr könnt erst einmal 116117 versuchen zu erreichen; der Dienst kommt manchmal auch zu euch nach Hause und weist euch ein, oder ihr nehmt Kontakt mit der 112 auf, sodass der Rettungsdienst direkt und schnell zu euch nach Hause kommt. Wenn man mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht wird, wird man auch in der Regel stationär auf den COVID-Stationen aufgenommen. Dem sollte man sich bewusst sein.

Wird jeder Patient im Krankenhaus sofort beatmet?

Nein. Die meisten Patienten, die stationär aufgenommen werden, werden nach Beurteilung des Zustandes des Patienten auf eine Normalstation gebracht, in der Regel eine Isolierungsstation. Die Patienten dürfen das Zimmer nicht verlassen; auch Angehörige haben keine Möglichkeit, ihnen einen Besuch abzustatten. Je nach Krankheitsstatus werden die Patienten folgendermaßen behandelt:  

Fiebersenker, um das Fieber konsequent zu senken

Volumentherapie (Infusionen) aufgrund des erhöhten Flüssigkeitsbedarfs

Schmerzmittel bei Kopf- und Gliederschmerzen

Hustenstiller aufgrund des trocknen, meist quälenden Hustens

Blutverdünner aufgrund der erhöhten Thrombemboliegefahr

Inhalationen zum Befeuchten der Atemwege, Lindern von Husten und Weiten der Bronchien, wenn gleichzeitig Luftnot besteht.

Sauerstofftherapie 1-6 Liter je nach Bedarf bei Personen, die Lungenentzündung mit beginnendem Sauerstoffmangel haben

Antibiotikatherapie bei Superinfektion (bakterielle Koinfektion)

Die Patienten sind je nach Zustand und Alter bis zu 8-10 Tage auf Station. Auch nehmen wir manchmal jüngere Patienten auf und beobachten ihren Zustand, ehe wir sie entlassen, um nicht den kritischen Zeitpunkt zu verpassen. Wenn diese sich gut und stabil fühlen, werden sie dann letztendlich früher als Personen über 50 Jahre entlassen.

Wann muss ein Patient auf Intensivstation?

Wenn ein Patient von Beginn an wegen eines schlechten Allgemeinzustands mit Luftnot und kritischen Blutgaswerten in der Aufnahmesituation auffällt, wird dieser sofort auf Intensivstation gebracht. Manchmal erleben wir aber, das ein Patient sich auf der Isolierungsstation im Verlauf verschlechtert, manchmal langsam, aber manchmal plötzlich auch schneller. Wir beobachten bei diesen Personen plötzliche Sauerstoffsättigungs-Einbrüche bis 70-75% trotz Sauerstofftherapie.

Bildquelle: shutterstock.com

Welche Maßnahmen werden auf Intensivstation unternommen?

Neben den o.g. Behandlungen wird vor allem auf der Intensivstation der Patient überwacht, und man versucht vor allem den Sauerstoffmangel auszugleichen:

High-Flow-Sauerstofftherapie – Hochfluss-Sauerstofftherapie: Hier wird dem Patienten bis zu 60 Liter die Minute Sauerstoff angereicherte Luft über eine Nasenbrille gegeben. Der Patient ist dabei wach und atmet mit.

Nicht-invasive Beatmung (NIV-Therapie) – Die Beatmung über eine Maske: Auch hier atmet der Patient weitgehend selbst. Die Atmung des Patienten  wird aber maschinell unterstützt. Der Patient ist dabei wach oder bekommt eine leichtes Schlafmittel (Sedierung). Vorteil: der Krankheitsverlauf und die Sterblichkeit verbessert sich.  

Invasive Beatmung mit künstlichem Koma: Wenn die ersten beiden Maßnahmen nicht greifen und sich die Atmung des Patienten zunehmend erschöpft oder der Patient von Beginn an instabil ist, wird sofort die Beatmung über einen Schlauch vorgenommen, da sonst der Patient versterben kann. Der Patient wird hier ins künstliche Koma versetzt. Die Atmung übernimmt komplett die Beatmungsmaschine.

Beatmung über Luftröhrenschnitt (Tracheotomie): Stellt man fest, dass der Patient länger beatmet werden muss, da sein Zustand dies aktuell nicht zulässt oder er nicht mehr alleine atmen kann (da sich die Atemmuskulatur an die maschinelle Beatmung gewöhnt hat), dann empfiehlt man einen Luftröhrenschnitt zu machen. Dabei macht man einen kleinen Schnitt über die Luftröhre von der Vorderseite des Halses. Dies ist eine schonendere Atmung für die Lunge und die Risiken wie z.B. weitere Lungenentzündung durch Speichelfluss fallen weg.

ECMO-Therapie (Extrakorporale Membranoxygenierung): Diese wird als letzte Möglichkeit der Beatmung gesehen. Sie wird bei Patienten eingesetzt, die trotz maschineller Beatmung ein fortschreitendes Lungenversagen (ARDS) entwickeln. Dabei wird die Kreislauf- und Atmungsfunktion durch eine Maschine außerhalb des Körpers übernommen, die patienteneigene Lunge wird damit geschont. (Hier ein Video zur besseren Darstellung)

Mit den ersten beiden Therapieverfahren kann die Notwendigkeit einer Intubation reduziert werden. Sie sind ein Therapieversuch, auf die aber nicht jeder Patient/jede Patientin anspricht. Kommt es zu einer Erschöpfung mit fortschreitendem Lungenversagen, wird die invasive Beatmung oder als letzte Chance die ECMO notwendig. Andernfalls wird der Patient versterben.

Zu Beginn der Pandemie haben wir die Patienten relativ früh invasiv beatmet, da die Aerosolbildung durch das Virus möglichst gering blieben sollte. Weltweit wurde bemerkt, dass die Sterblichkeit der beatmungspflichtigen Patienten deutlich höher war, sodass aktuell die nicht-invasiven Techniken mehr in den Vordergrund gerückt sind. In einer deutschen Studie, die in der 1. Welle (Februar-April) durchgeführt wurde, lag die Sterblichkeit bei beatmungspflichtigen Patienten höher als bei nicht-beatmeten Patienten (53% vs. 16%). In einer internationalen Übersichtsarbeit wurde dies auf 34% geschätzt. Deshalb wurden im Laufe der Pandemie neue Leitlinien von der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) herausgebracht.

Warum ist die invasive Beatmung bei COVID so schwierig und wie lange wird man beatmet?

Die bereits geschädigte Lunge reagiert empfindlich auf den Überdruck und die Beatmungsluft, was eine zusätzliche Schädigung verursachen kann. Über die Schläuche können Bakterien in die Lunge gelangen und dort zusätzlich zu einer bakteriellen Lungenentzündung führen (Superinfektion). Je länger die Beatmung dauert, desto schwieriger und langwieriger ist die Entwöhnung von der maschinellen Unterstützung, da der Körper die zum Atmen benötigten Muskeln sehr schnell abbaut.

Wie lange wird ein Patient durchschnittlich beatmet?

Die Genesungszeit und die Beatmungszeit von COVID-Patienten dauert länger als bisher bekannte Krankheitsbilder. In Deutschland wurde ein mittellanger Krankenhausaufenthalt von durchschnittlich 10 Tagen ermittelt, wenn diese auf Intensivstation behandelt wurden von durchschnittlich 16 Tagen, und wurden die Patienten mechanisch beatmet sogar von durchschnittlich 18 Tagen.  Natürlich gibt es Fälle, die sich kürzer oder sogar länger als 6-7 Wochen hinziehen. Die längere Beatmungszeit hat oft mit der Entwöhnung von der Beatmungsmaschine zu tun.

Bildquelle: freepik.com

Spezifische medikamentöse Therapie

Im Gegensatz zu anderen Ländern ist Deutschland eher zurückhaltend mit antiviraler Therapie; diese wird dann meist auf Intensivstation bei schweren Verläufen genutzt. Antivirale Medikamente haben ein hohes Nebenwirkungspotential und sollten bedacht eingenommen werden. Es gibt aktuell kein spezifisch entwickeltes Medikament für COVID-19, weshalb zu Beginn der Pandemie in verschiedenen Ländern und Kliniken auch verschiedene Medikamente als Therapieversuch im Rahmen von Studien ausprobiert wurden. Nach aktueller Lage und Leitlinie gibt es klinische Vorteile für die Medikamente Remdesivir (Ebolamedikament) und Dexamethason (Cortisonpräparat) bei fortgeschrittener Erkrankung. Bei Dexamethason wurde sogar ein Überlebensvorteil insbesondere bei beatmungspflichtigen Patienten mit COVID-19 nachgewiesen (siehe Leitlinie oben). Sicherlich wird es im Laufe der Pandemie noch einmal neuere Studien geben.

Es muss erwähnt werden, dass unterschiedliche Länder auch die Behandlung unterschiedlich handhaben, Insbesondere, was die antivirale Therapie betrifft. Auch kann ein Faktor die hohen Kosten von Medikamenten sein, sodass sich wirtschaftlich ärmere Länder mit kostengünstigeren Medikamenten eindecken. Da mich viele Nachrichten bezüglich dem antiviralen Medikament Favipiravir erreicht haben, welches in der Türkei jeder erkrankten Person verschrieben wird, möchte ich kurz die Studienlage diesbezüglich erläutern. Das Medikament Favipiravir wurde als Grippe-Reservemedikament in Japan genutzt. Nun hat man anhand von COVID-Patienten im Rahmen von Studien dieses Medikament getestet und festgestellt, dass sie bei leichter bis mittelschwerer COVID-19-Infektion Symptome und Krankheitsdauer reduzieren kann. Man beginnt mit einer sehr hohen Dosis, die dann reduziert eingenommen wird. In Deutschland ist sie noch nicht zugelassen. Ein möglicher Faktor können die Nebenwirkungen sein. Auch hat es eine Wechselwirkung mit Paracetamol, welches man häufig bei Fieber einsetzt.

Bildquelle: freepik.com

Gesundheitliche Folgen COVID-Erkrankter (post-COVID-Syndrom)

Viele Patienten, inbesondere die mittelschwer bis schwer betroffen sind, berichten, dass sie noch wochenlang gesundheitliche Probleme haben. Dies ist sowohl auf das Virus selbst, welches einen gewissen Schaden im Körper hinterlässt, als auch auf die überschießende Immunreaktion zurückzuführen.

Dies sind einige mögliche Symptome:

Verminderte körperliche Leistungsfähigkeit

Chronische Erschöpfung und Müdigkeit

Kopfschmerzen

Atemnot bei Belastung

Gliederschmerzen

beeinträchtigter Geruchs- und Geschmackssinn

Schwererkrankte (beatmete) Patienten zusätzlich:

Organschäden (Lunge, Niere, Leber)

Muskelatrophie

Neurologische Schäden (Schlaganfall, Gedächtnisstörungen, Orientierungsstörungen)

Quellen:

https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.06.08.20125310v1

https://www.nature.com/articles/s41586-020-2196-x

https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2008457

https://www.nature.com/articles/s41591-020-0869-5

https://www.researchsquare.com/article/rs-18340/v1

https://www.thrombosisresearch.com/article/S0049-3848(20)30157-2/fulltext

https://www.aerzteblatt.de/archiv/214218/Thrombotische-Komplikationen-Gerinnungsneigung-und-COVID-19

https://www.lungeninformationsdienst.de/themenmenue/news/alle-news-im-ueberblick/aktuelles/article/ecmo-einsatz-bei-lungenversagen-gut-abwaegen//index.html

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7444177/

https://www.thelancet.com/journals/lanres/article/PIIS2213-2600(20)30316-7/fulltext

https://ccforum.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13054-020-03022-1

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32423584/

https://www.fujita-hu.ac.jp/en/news/kka9ar0000000gmz.html

https://aac.asm.org/content/64/12/e01897-20

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/avifavir-und-favipiravir-das-sind-wir-118220/