Ramadan-Fasten bei Schwangerschaft und Stillzeit

Der Prophet Muhammed (sas) sagte: „Allah hat den Reisenden von der Hälfte des rituellen Gebets und vom Fasten befreit und Schwangere und stillende Frauen vom Fasten.“ (At-Tirmidhi)

Einige Muslime behaupten es sei islamisch verboten als schwangere muslimische Frau zu fasten. Der Hadith spricht von „Befreiung“, also eher eine Erleichterung und nicht vom „Verbot“. Man kann also auf freiwilliger Basis darauf verzichten. Man kann sich aber auch freiwillig dafür entscheiden. Denn man muss die 30 Fastentage nachholen, was für viele eine Hürde außerhalb von Ramadan darstellt. Es gibt viele Schwangere, die sich fit fühlen und mir alljährlich die Frage stellen: „Darf ich fasten?“ Diese Frage könnt ihr euch in diesem Beitrag für euch selbst beantworten.

Bevor wir von den Ergebnissen der Studien sprechen, sollten wir die wichtigsten Parameter für eine Schwangerschaft erwähnen:

  • Das Geburtsgewicht des Kindes
  • Hinweise auf Frühgeburtlichkeit
  • Gesundheitszustand der Mutter
  • Fehlbildungen des Kindes

Es gibt sehr sehr viele Studien über das Ramadanfasten in der Schwangerschaft, welches weltweit an verschiedenen Zentren von muslimischen aber auch nicht-muslimischen Forschenden durchgeführt worden sind. Die Aussagen sind wie folgt:

1) In einer Studie aus Jakarta, wobei 139 Schwangere teilnahmen und im Juli-August 2013 fasteten, fand man heraus, dass das Geburtsgewicht von Neugeborenen fastender Mütter sich nicht signifikant von denen, die es nicht waren, unterschied. Sowohl in der Gesamtanalyse (also gesamte Schwangerschaft) als auch in der trimersterpezifischen Analyse (in einzelnen Abschnitten der Schwangerschaft. Also schien das Fasten der Mutter das Geburtsgewicht von Neugeborenen nicht zu beeinflussen (43)

2) In einer weiteren Studie wurde bei 42 fastenden Schwangeren speziell der 2. Abschnitt der Schwangerschaft beurteilt. Auch hier erwies sich das Fasten als sicher und führte nicht zu negativen fetalen Ergebnissen (Ungeborene) oder zu mütterlichen Veränderungen (44)

3) Bei 310 schwangeren Fastenden aus Bradford/England wurden in dieser Studie keine negativen Geburtenergebnisse im Vergleich zu Nicht-Fastende Gruppe ermittelt (45).

4) Und jetzt die Aussagen der größten Studie (Metanalyse von 22 Studien) mit 31,374 Schwangeren wovon 18,920 Schwangere Ramadan gefastet hatten (46):

  • Keine negative Auswirkung auf Geburtsgewicht
  • keine perinatale Mortalität
  • kein Hinweis auf Frühgeburtlichkeit

Aber auch diese Studien sagen, dass wenn man sich für das Fasten entscheiden sollte, es einem dabei auch gut gehen sollte. Schwangere, die krank sind und z.B. an einem Blutmangel, erhöhtem Blutdruck verbunden mit regelmäßige Medikamenteneinnahmen leiden, sollten das Fasten unterlassen.

Bei Schwangeren mit Diabetes, ist das erhöhte Zucker eher gefährlich für das Ungeborene. Fasten reduziert den Zucker. Wenn hier Interesse besteht Fasten zu wollen, sollte mit dem Diabetologen zusammen über eine Insulinreduktion nachgedacht werden.

Stillende

Zu stillenden Fastenden gibt es eher wenige Studien. Hier sind diejenigen, die ich gefunden habe und ihre Aussagen sind wie folgt:

1) 164 Stillende einer Studie hatten 52% gefastet: In 22 % der Fälle kam es zur Abnahme der Muttermilch (47). Das heißt, dass 78% keine Abnahme der Muttermilch hatten.

2) Bei 21 fastende Stillenden einer anderen Studie, sah man kein signifikante Abnahme der Muttermilch und auf das Wachstum des Babys. Auch die Makrozusammensetzung der Milch war nicht verändert (Proteine, Fett). Aber einige Mikronährstoffen wie Zink, Magnesium, Kalium, Vitamin A waren signifikant weniger (48). Die Forscher der Studie empfahlen deshalb, dass eine ausführliche Aufklärung über Ernährung in der Stillzeit wichtig für die Mutter sei. Auch außerhalb der Fastenzeit.

Tipps für Stillende, die sich für das Fasten entscheiden wären wie folgt:

  • Auf ausgewogene Ernährung achten (viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, um die Mikronährstoffe nicht zu reduzieren. Mehr zu gesunde Ernährung im Ramadan, kannst du hier nachlesen.
  • Datteln und Nüsse sind gute Nährstofflieferanten und haben viele Mineralien, Vitamine. Mehr zur Dattel hier.
  • Ausreichend Flüssigkeit 2-2,5 Liter trinken
  • Das Kind viel anlegen regt die Prolactin Ausschüttung an. Das ist das Hormon, welches die Milchproduktion fördert
  • Milchhemmende Nahrungsmittel vermeiden. Bsp: Salbeitee, Pfefferminztee, salzige Produkte
  • Produktionsförderung durch Fenchel-Kümmel-Anis,  Basilikum, Bockshornklee
  • Sollte die Milchproduktion weniger werden, kann überlegt werden alle 2 Tage zu fasten.

Studienquellen:

43. „Ramadan during pregnancy and birth weight of newborns” Ary I. Savitri1 et al in Journal of Nutritional Science (2018), vol. 7, e5, page 1 of 9 (Ramadanstudie)

44. „Effect of Ramadan fasting on maternal oxidative stress during the second trimester: a preliminary study“, Ozturk et al., Obstet Gynaecol Res. 2011 Jul;37(7):729-33. doi: 10.1111/j.1447-0756.2010.01419.x. Epub 2011 Mar 9. (Ramadanstudie)

45. „Experiences and outcomes of maternal Ramadan fasting during pregnancy: results from a sub-cohort of the Born in Bradford birth cohort study”, Petherick et al., BMC Pregnancy Childbirth., Sep 2014 (Ramadanstudie)

46. „The effect of Ramadan fasting during pregnancy on perinatal outcomes: a systematic review and meta-analysis”, Glazier et al., BMC Pregnancy Childbirth. Okt 2018 (Ramadanstudie)

47. „Attitudes and practices of breastfeeding mothers regarding fasting in Ramadan”, Ertem et al., Child Care Health Dev. 2001 Nov;27(6):545-54 (Ramadanstudie)

48. „The effect of Ramadan on maternal nutrition and composition of breast milk”, Rakicioğlu et al., Pediatr Int. 2006 Jun;48(3):278-83 (Ramadanstudie)